Hygienemaßnahmen im Zierpflanzenbau - Pflanzenschutzamt, Nr. 8 / 2019 LWK Niedersachsen

Hygienemaßnahmen im Zierpflanzenbau - MENNO Florades zugelassen - gegen VirenPflanzenschutzhinweis für den Zierpflanzenbau 
Pflanzenschutzamt, Nr. 8 / 2019 Landwirtschaftskammer Niedersachsen      

Beitrag Auszugsweise [..]

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"Unter dem Begriff der Pflanzenhygiene werden alle Maßnahmen zusammengefasst,  durch die

  • die Einschleppung von Krankheitserregern oder Schädlingen unterbunden wird
  • der Entwicklung und Ausbreitung von Schadorganismen entgegengewirkt werden kann

Damit verbirgt sich hinter dem Begriff der Betriebshygiene wesentlich mehr als lediglich die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zur Desinfektion von Stellflächen und Kulturgefäßen oder zur Entseuchung von Böden und Substraten. Hygienemaßnahmen gehören zu den grundlegenden Kulturmaßnahmen in der Pflanzenproduktion. Im Rahmen des Integrierten Pflanzenschutzes sind sie essentiell, um die Anwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln auf das notwendige Maß zu begrenzen. Werden wesentliche Zusammenhänge zwischen hygienischen Maßnahmen im Betrieb und dem Auftreten von Krankheiten nicht erkannt, können die entstehenden Folgen häufig auch durch massiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln nicht mehr vollständig abgewendet werden.

Einschleppung von Schaderregern verhindern

  •  Zugekaufte Pflanzenware immer sorgfältig auf Schadenssymptome, Schädlinge oder Krankheitserreger kontrollieren. Befallene oder befallsverdächtige Ware aussondern und ggf. reklamieren.
  • Substratlager, Abfall- bzw. Kompostlager sollten nicht in unmittelbarer Nähe zueinander gelegen sein. 
  • Wenn bodenbürtige Schaderreger auf bestimmten Flächen aufgetreten sind (Phytophthora, Verticillium, Nematoden etc.), sollten Bodenbearbeitungsgeräte nach dem Einsatz auf diesen Flächen intensiv gereinigt werden, bevor sie in anderen Betriebsteilen eingesetzt werden.

 Ausbreitung von Schadorganismen im Betrieb unterbinden

Neben den direkten chemischen Bekämpfungsmaßnahmen, mit denen die Entwicklung von Krankheitserregern unterbunden werden kann, ist es von großer Bedeutung mit entsprechenden zusätzlichen Hygienemaßnahmen möglichst viele infektionsfähige Keime vorbeugend zu eliminieren, um ein Auftreten bzw. eine Ausbreitung des Schaderregers zu verhindern:

  • Reinigung und Desinfektion von Stellflächen: Da zahlreiche Krankheitserreger mit Dauerorganen in und auf organischer Substanz (Substratresten oder Pflanzenteile) längere Zeit ohne Wirtspflanze überbrücken können, kommt der Reinigung von Kulturflächen (Boden, Tisch, Stellagen) große Bedeutung zu. Allerdings reicht in der Regel eine gründliche manuelle Reinigung mit Wasser aus, wobei alte Pflanzen- und Substratreste restlos zu entfernen sind. Hochdruckreiniger haben sich in diesen Fällen bestens bewährt. War die Vorkultur mit bakteriellen oder pilzlichen Krankheitserregern befallen, ist nach dem Abräumen der kranken Bestände neben der mechanischen Reinigung zusätzlich auch der Einsatz eines Desinfektionsmittels ins Auge zu fassen. Desinfektionsmittel, die für den Gartenbau angeboten werden, gelten als Pflanzenschutzmittel und unterliegen in Deutschland der Zulassungspflicht. Zugelassen für einen Einsatz im Zierpflanzenbau ist MENNO-Florades, womit neben den wichtigsten pilzlichen und bakteriellen Krankheitserregern auch pathogene Viren erfasst werden.  Das Mittel ist bei Ebbe-/Flutanlagen (Anstautische) mit einer Aufwandmenge von 0,2 l/m² und bei Vliesmatten mit 2 l/m² auszubringen. Je nach Erreger sind unterschiedliche Konzentrationen und Einwirkungszeiten erforderlich, um eine sichere Abtötung zu erreichen. Werden die meisten Bakterien und Pilze wie Phytophthora oder Rhizoctonia  bei einer Anwendungskonzentration von 1 % schon nach einer Einwirkungszeit von 1 Stunde sicher inaktiviert, sind für hartnäckige Erreger, wie z.B. Fusarium, Thielaviopsis oder Cylindrocladium, bis zu 16 Stunden Einwirkungszeit notwendig. Die zu desinfizierenden Flächen müssen während dieser Zeit mit Desinfektionslösung benetzt (feucht) bleiben! UNterstützend ist die Ausbringungstechnik des Schäumens („Skumix“) sinnvoll. Die Pflanzenverträglichkeit von MENNO-Florades ist gut. Dennoch sollte man direkten Kontakt von Desinfektionsmittel und Pflanze vermeiden. Die Flächen sind erst nach dem Antrocknen wieder zu belegen.
  • Reinigung und Desinfektion von Kulturgefäßen Wie bei den Stellflächen sollte auch bei den Kulturgefäßen (Platten, Kisten, Töpfen) zunächst die gründliche Reinigung mittels Wasser im Vordergrund stehen. Nach einem Befall mit bakteriellen oder pilzlichen Erregern ist allerdings zu desinfizieren.
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  • Desinfektion von Messern MENNO-Florades kann auch zur Desinfektion von Messern und sonstigen Arbeitsgeräten eingesetzt werden. Zur Abtötung von Bakterien und Pilze ist eine Konzentration von 1 % und zur Eliminierung von Viren (beispielsweise Tabak-Mosaik-Virus) von 3 % erforderlich. Die Einwirkungszeit sollte hier jeweils 3 Minuten betragen. Die Messer (minimal 5 Stück) sind zweckmäßigerweise in einem Rotationsständer in eine Tauchlösung zu stellen. Die Tauchlösung mindestens einmal täglich erneuern.

Verfasser: Dr. Thomas Brand, Pflanzenschutzamt, Zierpflanzenbau, Baumschulen, öffentliches Grün, Sedanstraße 4, 26121 Oldenburg


Pflanzenschutzmittel vorsichtig verwenden. Vor Verwendung stets Etikett und Produktinformation lesen.